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Auf den Spuren jüdischen Lebens

Mitglieder-Fahrt nach Frankfurt am Main am 29.03.2025

40 Mitglieder unseres Kreisverbandes bekamen im Rahmen einer zweistündigen Führung entlang ikonischer Orte der jüdischen Geschichte einen Einblick in die Bedeutung des Judentums für die Stadt Frankfurt seit knapp 900 Jahren. Einen Schwerpunkt bildete die Zeit des Nationalsozialismus und seine verheerenden Auswirkungen auf das jüdische Leben in der Mainmetropole. Stopps entlang der Route waren unter anderem die Bodenplatte in Gedenken an die Bücherverbrennung auf dem Römer im Jahr 1933, das jüdische Museum, das Museum Judengasse und die Gedenkstätte am Börneplatz mit dem alten jüdischen Friedhof und seiner Umfassungsmauer, die auf über 11.000 kleinen Namensblöcken an die zwischen 1933 und 1945 deportierten und ermordeten Frankfurter Jüdinnen und Juden erinnert.

Die anschließende Schifffahrt auf dem Main ermöglichte den Teilnehmenden eine kurze Verschnaufpause, Zeit für Gespräche bei Kaffee und Kuchen und bei strahlendem Sonnenschein zeigten sich das Mainufer und die Kulisse der Metropole dahinter von ihrer frühlingshaften Seite. Bevor wir per Reisebus die Rückkehr nach Neuenstein zum Abendessen antraten, war noch Zeit für einen Spaziergang oder eine kurze Shopping-Tour durch die Innenstadt. 

Zum Abschluss wurden bei einem gemeinsamen Abendessen im Landgasthof Hess rege Gespräche geführt und der gemeinsame Tagesausflug konnte gemütlich ausklingen.

Vermögen Ade

Julia Friedrichs: Vermögensverteilung ist ungerecht!

14.02.2024 | Bad Hersfeld 

Am Dienstag, 13. Februar 2024 lud der KV Hersfeld-Rotenburg zu einer Lesung mit der Journalistin und Filmemacherin Julia Friedrichs ins Buchcafé in Bad Hersfeld ein. Die Autorin las aus ihrem Buch „Working Class“, das sich mit Arbeit und Vermögen in Deutschland beschäftigt. Die Beobachtung: Immer mehr Menschen in der Bundesrepublik müssen trotz unermüdlicher Arbeit um ihre Existenz fürchten. 

Gleich zu Beginn stellte Julia Friedrichs drei der Hauptpersonen ihres Buches vor, die sie für ihre Reportage eineinhalb Jahre lang begleitete: Sait, eine ungelernte Reinigungskraft in der Berliner U-Bahn, Alexandra, eine promovierte Musiklehrerin ohne Aussicht auf einen festen Vertrag und Christian, einen Büroangestellten, der sich nach einem schweren Unfall zurück ins Arbeitsleben kämpfen will. Sie alle sind Teil der arbeitenden Bevölkerung mit nicht tarifgebundenen und niedrigen Erwerbseinkommen. Sie alle wurden von der Corona-Pandemie besonders hart getroffen, weil sie kaum finanzielle Rücklagen haben bilden können – obwohl sie immer und viel gearbeitet haben. Laut Friedrichs zeigen Rechercheergebnisse, dass 50 Prozent der Menschen in der Bundesrepublik kein nennenswertes Kapital oder Vermögen haben. Trotz goldenen Jahrzehnts nehmen diese Menschen am Wohlstandsgewinn kaum teil und liefen Gefahr trotz Vollzeitjob im Alter zu verarmen. Eine große Unsicherheit bestimmt das Leben dieser Menschen, die, wie Friedrichs betonte, in Deutschland längst keine Einzelfälle mehr sind. In ihren eindringlichen und mitreißenden Ausführungen betrachtete die Autorin aber nicht nur die ökonomische Ebene des Problems – zu hohe Ausgaben, zu wenige Einnahmen, die Tragik der Erhöhung des Mindestlohns bei gleichzeitiger hoher Inflationsrate. Sie sensibilisierte auch für die sozial-emotionale und gesellschaftliche Bedeutung, die viele Menschen mit ihrem Job verknüpfen und die die Arbeit für sie oft erst wichtig werden lassen: Anerkennung und Wertschätzung durch andere. 

Die Reportage “Working class” von Julia Friedrichs ist wie ein  Spiegel der heutigen Gesellschaft. Bei bewusster Betrachtung des Spiegelbildes werden für die Leser Details unserer Gesellschaft sichtbar, von denen man vielleicht vorher wusste, dass es sie gibt, denen jedoch keine Beachtung zuteil wurde. 

Im Anschluss an ihre Lesung entstand daher eine lebhafte Diskussion über Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit von Arbeiter- und Akademikerkindern. Hier führt das von Fr. Friedrichs im Buch beschriebene „Bildungsparadoxon“ bei scheinbarer Verbesserung der Abiturienten- und Studierendenquoten auch bei der Bildung zu einer Vergrößerung des Abstandes zwischen Arbeitern und Akademikern. Eines der Fazits war, dass es starker Gewerkschaften bedarf, um Demokratie und soziale Sicherheit zu stärken.