Zum Inhalt springen

Stellungnahme der GEW Fulda/Hünfeld zum Artikel „Jeden Tag prasseln 250 Nachrichten auf Schüler ein“

Fuldaer Zeitung am 27.09.2025 – ein Interview mit Kultusminister Armin Schwarz über zunehmende Belastungen für Schüler und Lehrer und das seit Schuljahresbeginn geltende Handyverbot.

Wir als GEW Fulda/Hünfeld sind sehr verwundert und verärgert über die Aussagen des Kultusministers. Hier werden Selbstverständlichkeiten und längst überfällige

Regulierungen als großer Wurf präsentiert. Die tatsächliche Situation der Lehrkräfte wird erneut beschönigt. Wir bewundern die Rechenfähigkeiten des Ministers, der uns tatsächlich einen Lehrerüberschuss von 22.000 Lehrkräften herbeirechnet. 

Aber der Reihe nach. Das Handyverbot ist keine neue Erfindung, es ist seit Jahren fester Bestandteil in den Schulordnungen der Fuldaer Schulen. Uns ist keine Schule bekannt, die den privaten Gebrauch von Handys im Schulalltag erlaubt oder duldet. Durch die „neue“ Regelung des Kultusministeriums sind die Schulen jetzt aber endlich rechtlich abgesichert. Das war längst überfällig, denn die Auseinandersetzungen mit Eltern und Anwälten zum Einbehalten von Schülerhandys bei Verstößen gegen die Schulordnung waren für Lehrkräfte und Schulleitungen enorm belastend.

Die GEW begrüßt ausdrücklich die Einstellung weiterer Schulpsycholog:innen. Allerdings greift es zu kurz, die psychischen Probleme unserer Schüler als Folge einer Nachrichtenflut („250 Nachrichten“) darzustellen. Die Frage ist eher, welche Nachrichten unsere Kinder verdauen müssen. In was für einer bedrohlichen Welt leben sie? Und welche Perspektiven werden ihnen aufgezeigt? Dazu kommt der Leistungsdruck in Schule und Gesellschaft. Und das alles in der schwierigen und herausfordernden Zeit der Pubertät.

Die Arbeit der Schulpsychologie wird in den Schulen sehr geschätzt und ihre Präsenz vor Ort begrüßt. Dennoch sind die einzelnen Schulpsycholog:innen weiterhin für eine große Anzahl von Schulen zuständig. Zudem müssen sie viele zusätzliche Aufgaben übernehmen, die nicht zu ihren eigentlichen Themen gehören. Das verschwendet wertvolle Zeit, die sie sinnvoller für die direkte Arbeit mit den Jugendlichen und Lehrkräften nutzen könnten.

Dass sich der Kultusminister auch noch rühmt, notwendige Fortbildungsangebote - z.B. im Bereich der Digitalisierung - ausschließlich am Nachmittag anzubieten, klingt für Lehrkräfte wie Hohn! Wer Ideen zur Unterstützung und Entlastung mit zusätzlicher Belastung beantwortet, hat die Problemlage nicht verstanden. Fortbildungen im Anschluss an einen Arbeitstag gibt es in keinem anderen Beruf, das wird nur von Lehrkräften erwartet und verlangt. Wo greift an dieser Stelle eigentlich der Arbeitsschutz? Wann soll die Unterrichtsvor- und -nachbereitung stattfinden? Ein qualitativ guter Unterricht braucht Arbeitsbedingungen, in denen Lehrkräfte gesund bleiben und Fortbildungen besuchen können – nicht nur im Anschluss an einen herausfordernden Schultag!

Und wir fragen uns: Hat es eigentlich mal eine Evaluation zur Nachhaltigkeit und Effektivität des Einsatzes des Digital-Trucks gegeben? Hier sollen während eines einstündigen(!) Besuches zahlreiche digitale Kompetenzen vermittelt und Lehrkräfte zur modernen Unterrichtsgestaltung inspiriert werden. Was für eine absurde Vorstellung! Gibt es hier eine überprüfbare Kosten-Nutzen-Rechnung? Welchen Mehrwert hat der Besuch dieser „rollenden Klassenzimmer“, wenn dafür zeitgleich wertvoller Unterricht ausfällt?

Außerdem wollen wir darauf hinweisen, dass durch Unterstellungen und Behauptungen die reale Situation nicht schöner wird. Vor 10 Jahren hat es aus der GEW keine einzige Stimme gegeben, die ein Zuviel an ausgebildeten Lehrkräften kritisiert hätte. Die Forderung nach kleineren Klassengrößen ist jedoch noch älter, wodurch ein zusätzlicher Bedarf an Lehrkräften entstehen würde. Alle Zahlen können schöngerechnet werden. Unser Lehrkräftemangel hängt nicht nur mit dem demografischen Wandel zusammen. Der Lehrkräftemangel ist da, weil sich zu wenige für diesen Beruf entscheiden oder nach dem Studium oder Referendariat abspringen. Gründe dafür sind in erster Linie die rasant zunehmenden Herausforderungen im Schulalltag, die mit den Arbeitsbedingungen korrelieren. Eine Rolle spielt aber auch die mangelnde öffentliche Wertschätzung der Arbeit von Lehrkräften, selbst durch das eigene Ministerium.

Aber sind Quereinsteiger die Lösung für diese Situation? Der Kultusminister preist deren lebenspraktischen Bezüge an. Es besteht kein Zweifel, dass den Schulen dieser oft fehlt. Aber müsste dieses Thema nicht gerade deshalb viel mehr in die Lehrkräfteausbildung eingebunden werden? Das würde dann allerdings mehr Geld kosten – vor allem, statt Quereinsteiger voll ausgebildete Lehrkräfte einzustellen. Also scheint die Situation der Landesregierung in die Karten zu spielen, um zu sparen – zu sparen an der Bildung unserer Kinder!

Eine sehr eigentümliche Wahrnehmung hat Herr Schwarz auch von Privatschulen. Auf die eigentliche Frage, warum es dort einen Zulauf gibt, geht er gar nicht ein. Auf die Themen kleinere Klassen, intensivere Förderung oder die Problematik der Beschulung der Schülerinnen und Schüler nicht deutscher Herkunft möchte er wohl lieber nicht detailliert eingehen. Gleichzeitig lobt er den Erfolg der Intensivklassen. Kennt Herr Schwarz eigentlich die Realität unseres Schulalltags? Weiß er um die enormen Herausforderungen und Schwierigkeiten rund um die Integration dieser Schülerinnen und Schüler?

Auch in Fulda sind zum Thema Ganztag noch viele Fragen offen bezüglich der Umsetzung zum Schuljahr 2026/27. Es gab eine lange Vorlaufzeit, seitdem der Beschluss zum verbindlichen Ganztagsangebot getroffen wurde. Seitdem werden die Zuständigkeiten zwischen dem Kultusministerium und den Schulträgern hin- und hergeschoben. Die Schulleitungen haben bislang unter großen Anstrengungen nach eigenen kreativen Lösungen für ihre Ganztagsangebote gesucht. Die jetzigen Bemühungen zu einheitlichen Strukturen sind gut, kommen aber reichlich spät und stellen in diesem Schuljahr eine weitere große Herausforderung dar.

Wir erwarten von unserem Kultusminister, dass er Probleme im Schulsystem realistisch wahrnimmt und lösungsorientiert angeht. Mit Eigenlob und Schönfärberei werden Herausforderungen nicht gelöst. Da hat sich wohl Herr Schwarz verrechnet.

Nachtrag zur Didacta

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir haben euch dazu eingeladen, zur Didacta zu fahren und eure Eintrittsgelder zu übernehmen. Dieses Angebot halten wir weiterhin aufrecht, auch wenn wir inzwischen vom Landesvorstand die Information erhalten haben, dass die Messe Stuttgart der AfD eine Standgenehmigung erteilt hat. 

Die Pressemitteilung der GEW Bund und des VBVE dazu findet ihr anbei. 

Wir denken, dass es jedem frei steht zu entscheiden, ob er zur Messe fährt oder nicht und ob er dem Stand der AfD Nichbeachtung oder seine freie Meinungsäußerung schenkt.

Mit freundlichen und gewerkschaftlichen Grüßen

Das Vorstandsteam des Kreisvorstandes Fulda

Bildungsgewerkschaften zur AfD-Präsenz bei der didacta Bildungsmesse

VBE und GEW: Unverständnis über Präsenz der AfD

 

Frankfurt am Main/Berlin, 3. Februar 2025

Nach Bekanntwerden der Präsenz der AfD auf der größten Bildungsmesse Deutschlands, der didacta, haben die beiden größten Bildungsgewerkschaften Deutschlands, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Verband Bildung und Erziehung (VBE), gegenüber dem didacta Verband ihr Unverständnis hierüber zum Ausdruck gebracht.

 

Der didacta Verband hatte nach Bekanntwerden, dass die Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) Aussteller bei der Bildungsmesse in Stuttgart sein wird, am Freitag ein Statement hierzu abgegeben. In diesem wird darauf verwiesen, dass die Messe Stuttgart als Ausrichter der Messe agiert. „Als Unternehmen in öffentlicher Trägerschaft ist die Messe Stuttgart gesetzlich verpflichtet, allen Ausstellenden eine Teilnahme zu ermöglichen, sofern deren Inhalte nicht gegen geltendes Recht verstoßen.“ Sie beziehen sich auf Paragraf 5 des Parteiengesetzes, wonach Parteien stets gleichzubehandeln sind, insbesondere wenn sie im Bundestag in Fraktionsstärke vertreten sind.

 

GEW und VBE zeigen gemeinsam Haltung. Die Landesvorsitzende der GEW, Monika Stein, und die Vorsitzende der GEW, Maike Finnern, haben gemeinsam mit Gerhard Brand, der dem Landesverband Baden-Württemberg und dem Bundesverband des VBE vorsitzt, offiziell Beschwerde bei der didacta eingelegt. In dem Brief heißt es:

 

„Mit Blick auf die jüngste Geschichte halten wir den Schritt, dieser Partei eine Plattform auf Europas führender Bildungsmesse zu bieten, für höchst unangemessen. Die Bundes-AfD sowie der AfD-Landesverband Baden-Württemberg gelten als rechtsextreme Verdachtsfälle. Eine Zusammenarbeit in jeglicher Form lehnen wir als Gewerkschaft und als Bildungsverband, die das Wohl der Gesellschaft im Blick haben und für eine zukunftsorientierte Bildungspolitik stehen, kategorisch ab.“

 

Mit Blick auf das Leitthema der didacta, die Demokratiebildung, fragen VBE und GEW zudem, wie es sich damit verträgt, „einen Messestand zuzulassen, an dem Personen stehen könnten, die den Nationalsozialismus verharmlosen und demokratische Grundwerte infrage stellen“.

 

Nachdem die Antwort des didacta Verbandes die offenen Fragen nicht ausreichend klären konnte, wird nun von den beiden Gewerkschaften die Messe Stuttgart als Ausrichter angeschrieben.

 

Kontakt:

Gewerkschaft Erziehung und

Wissenschaft (GEW)

 

Ulf Rödde

Pressesprecher

 

069 789 73-114

ulf.roedde@gew.de

Verband Bildung und

Erziehung (VBE)

 

Anne Roewer

Leitung Kommunikation

 

030 726 19 66-0

presse@vbe.de

Aktion in Fulda gegen Bildungskürzungen

Kein Sonderopfer der Beamt:innen – Gerechte Besoldung jetzt!

Die GEW- Kreisverbände Fulda und Hünfeld haben zu einem Vertrauensleutetreffen eingeladen. In diesem Rahmen haben sich die Kolleg:innen sowie die DGB Vorsitzenden des Kreisverbandes Fulda Tobias Huth und Armin Ruppert klar positioniert: sie lehnen die Sparpläne der hessischen Landesregierung ab und bestätigen dies in einer Unterschriftenliste. Die Landesregierung will die bereits für August 2025 beschlossene Besoldungserhöhung auf den Dezember verschieben. Und das, obwohl die Beamtenbesoldung bereits jetzt verfassungswidrig zu niedrig ist. „Das lassen wir der Landesregierung nicht durchgehen. Die angekündigte Verschiebung der Besoldungserhöhung ist ein klarer Vertrauensbruch gegenüber den Beamt:innen, die täglich eine wertvollen Beitrag zum Wohl der Gesellschaft leisten“, erklärt Cornelia Barby, Mitglied des Vorsitzendenteams des Kreisverbandes der GEW Fulda.

Die Unterschriftenliste sei nur der Beginn von weiteren Protestaktionen: „Wenn wir jetzt nicht gegen die Kürzungen protestieren, drohen uns in den kommenden Jahren noch drastischere Einschnitte, die auch die Arbeitsbedingungen direkt betreffen. Ein aktiver Widerstand ist jetzt unerlässlich!“, betont Holger Wehrle, Mitglied des Kreisvorstandes der GEW Fulda.

Bernd Ruppel, Mitglied des Vorsitzendenteams des Kreisverbandes der GEW Fulda kritisiert die prozyklische Fiskalpolitik der Landesregierung: „Besonders in wirtschaftliche schwierigen Zeiten ist es notwendig, die öffentliche Hand stabil zu halten und nicht noch weitere Einschnitte vorzunehmen. Das gefährdet die Zukunft des Landes“.

Tobias Huth fordert im Namen des DGB und seiner Mitgliedsgewerkschaften: 

  • „Keine Verschiebung der Besoldungserhöhung von August auf Dezember 2025,
  • keine Stellenkürzungen,
  • die Wiedereinführung der Vermögenssteuer, um die Einnahmen der Bundesländer zu erhöhen und
  • eine grundlegende Reform der Schuldenbremse, um eine konjunkturgerechte Wirtschaftspolitik zu ermöglichen!“

 

Ansprechpartnerin:

Cornelia Barby

Vorsitzende GPRS

Mail: c.barby@gew-hrwm.de

Tel.: 01703818327

Weitere Nachrichten